Malerfachbegriffe & Techniken

Primär und Sekundärfarben

Primärfarben und Sekundärfarben bilden die farbliche Grundlage jeder professionellen Gestaltung im Malerhandwerk. Sie stehen am Anfang jeder bewussten Farbentscheidung und sind Teil jedes durchdachten Raumkonzepts – ob bei Wandgestaltungen, Fassadenanstrichen, Lasurtechniken oder individuellen Spachtelaufträgen. Wer mit Farbe arbeitet, arbeitet mit Wirkung. Und diese Wirkung beginnt mit der richtigen Basis. Im Farbverständnis des klassischen Farbkreises nach Johannes Itten – einem in Kunst, Gestaltung und Handwerk etablierten System – nehmen Primär- und Sekundärfarben eine zentrale Rolle ein. Sie sind mehr als Theorie: Sie sind Werkzeug, Grundlage und Orientierungshilfe zugleich.

Primärfarben, auch Grundfarben genannt, sind jene Farben, die sich nicht durch Mischen anderer Farbtöne herstellen lassen. Sie gelten als „Urzellen“ der Farblehre und dienen als Ausgangspunkt für die Erzeugung aller weiteren Farben innerhalb des subtraktiven Farbmodells. Im Farbkreis sind das:

  • Rot

  • Blau

  • Gelb

Diese drei Farben besitzen eine besondere Stellung: Durch ihre Mischung entstehen alle anderen Farben – zunächst die Sekundärfarben, anschließend die Tertiärfarben und Mischabstufungen.

Wichtig für die Praxis:

Primärfarben sind in ihrer Reinform häufig stark gesättigt und leuchtend. Sie erzeugen kräftige Wirkungen, setzen Kontraste und bilden die Grundlage für nahezu jede manuell gemischte Farbtönung auf der Baustelle – etwa bei Lasuraufträgen, bei traditionellen Leimfarben oder bei der Herstellung individueller Akzenttöne.

Was sind Sekundärfarben?

Sekundärfarben entstehen durch die Mischung von jeweils zwei Primärfarben im gleichen Verhältnis. Sie befinden sich im Farbkreis jeweils zwischen den Primärfarben, aus denen sie hervorgehen. Die drei Sekundärfarben lauten:

  • Orange = Rot + Gelb

  • Grün = Gelb + Blau

  • Violett = Rot + Blau

Diese Farben zeichnen sich durch ihre starke Präsenz aus, wirken jedoch harmonischer als reine Primärfarben. In der Gestaltung sind sie vielseitig einsetzbar: als dominante Wandfarbe, als abgestimmter Kontrastton oder als Teil eines abgestuften Farbverlaufes. Sie ermöglichen eine gezielte Steuerung der Raumwirkung und lassen sich gut mit neutralen oder gedeckten Tönen kombinieren.

Farbkreis nach Itten: Primär und Sekundär als System

Der Farbkreis nach Johannes Itten ist ein wichtiges Werkzeug für alle, die mit Farben im Raum arbeiten. In diesem Farbmodell bilden Primär- und Sekundärfarben ein in sich geschlossenes System, das klare Farbbeziehungen definiert.

  • Primärfarben bilden ein gleichseitiges Dreieck im Farbkreis.

  • Sekundärfarben füllen die Zwischenräume und entstehen jeweils aus den benachbarten Primärfarben.

  • Daraus ergeben sich Komplementärpaare (z. B. Rot ↔ Grün, Blau ↔ Orange, Gelb ↔ Violett), die sich gegenüberliegen und sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken.

Gerade im Malerhandwerk hilft der Farbkreis, bewusste Kontraste oder harmonische Übergänge zu planen, etwa bei mehrfarbigen Wandgestaltungen, bei Akzentbereichen oder bei der Fassadenabstimmung.

Anwendung im Malerhandwerk

Das Verständnis von Primär- und Sekundärfarben ist für viele handwerkliche Bereiche essenziell – etwa bei:

Farbmischungen auf der Baustelle (z. B. für Lasuren, Effektfarben, Pigmentansätze)

Entwicklung harmonischer Farbräume

Planung von Kontrasten durch Komplementärfarben

Beratung bei der Innenraumgestaltung

Anpassung neuer Farbflächen an bestehende Farbtöne

Restauration und Rekonstruktion historischer Farbsysteme

Die korrekte Anwendung dieser Farbgrundlagen schafft Sicherheit in der Gestaltung, vermeidet visuelle Disharmonien und ermöglicht die Entwicklung eigenständiger, auf den Raum zugeschnittener Farbkonzepte.

Primär- und Sekundärfarben in der Raumwirkung

Farben wirken nicht nur visuell, sondern auch emotional. Jede Primär- und Sekundärfarbe trägt eine bestimmte psychologische und atmosphärische Qualität in sich. Diese lässt sich gezielt einsetzen:

Farbe

Typ

Wirkung

Rot

Primärfarbe

kräftig, energisch, anregend

Blau

Primärfarbe

kühl, beruhigend, strukturiert

Gelb

Primärfarbe

hell, freundlich, optimistisch

Orange

Sekundärfarbe

vital, kommunikativ, belebend

Grün

Sekundärfarbe

ausgleichend, natürlich, entspannend

Violett

Sekundärfarbe

edel, zurückhaltend, kreativ

 

Diese Farbwirkungen spielen vor allem im Wohnbereich, in Fluren, Empfangsräumen oder bei der farblichen Gliederung von Wandzonen eine entscheidende Rolle.

Beispiele aus der Praxis

Lasurtechnik in Altbauwohnungen: Ein Raum mit historischen Stuckdecken wird mit einer Kombination aus Primär- und Sekundärfarben gestaltet: Wand in warmem Violett, Zierprofilierung in Goldocker – die Mischung basiert auf einer Kombination aus Rot, Blau und Gelb.

Spachteltechnik mit individuellen Farbtönen: Durch die Mischung von Blau und Gelb entsteht ein Olivton, der in mehreren Schichten aufgetragen wird. Der Farbton wirkt je nach Lichteinfall grünlich oder grau – ein lebendiger Sekundärfarbton mit Tiefe.

Kontrastwand im Wohnraum: Eine orange Akzentfläche (Sekundärfarbe) wird bewusst einem blaugrauen Hintergrund gegenübergestellt. Diese Komplementärbeziehung basiert auf der Mischung aus Primärfarben – erzeugt Spannung, bleibt aber im Gleichgewicht.

Tipps für die Praxis

  • Farben immer auf dem Originaluntergrund testen, bevor sie auf größere Flächen gebracht werden.

  • Primärfarben nie aus anderen Farbtönen „zurückmischen“ – sie sind stets Ausgangspunkt, nie Ergebnis.

  • Mischverhältnisse exakt einhalten, um klare Sekundärfarben zu erzielen.

  • Auf das Licht achten: Tageslicht verändert die Wirkung – besonders bei Violett und Grün.

  • Pigmentqualität entscheidet: Besonders bei natürlichen Farbsystemen wie Kalk- oder Lehmfarben ist die Reinheit der Grundfarbe entscheidend für das spätere Ergebnis.

Fazit: Farbverständnis beginnt bei den Grundlagen

Wer im Malerhandwerk mit Farbe gestalten will, muss die Grundlagen kennen. Primär- und Sekundärfarben sind keine abstrakten Begriffe – sie sind das Fundament jeder handwerklich sauberen und gestalterisch durchdachten Farblösung. Sie geben Orientierung, schaffen Sicherheit und ermöglichen es, aus einem einfachen Anstrich ein durchkomponiertes Farbkonzept zu machen. Ob in Neubauten, Altbausanierungen, im Innen- oder Außenbereich – wer Farbe versteht, gestaltet mit Absicht. Und genau dort beginnt die Qualität professioneller Malerarbeit.

Maler Armagan München

Prinzregentenstraße 54,
80538 München

M: meister@armagan-maler.de
T: +49 89 248 802 560

Warum Armagan?

Ein Einblick in unsere Arbeiten